Sprachportal

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Sprache | Bildung | Integration

Mehr als eine Sprachschule

Artikel auf Gießener Allgemeine vom 24.11.2019 :

https://www.giessener-allgemeine.de/kreis-giessen/mehr-eine-sprachschule-13244511.html

von Stefan Schaal

Das „Sprachportal“ zählt zu den größten Anbietern von Deutschkursen für Flüchtlinge in der Region. Der Landkreis Gießen hat die Organisation kürzlich beauftragt, ehrenamtliche Helfer in der Flüchtlingsarbeit zu vernetzen, daher wurden Büros in Heuchelheim und Linden eröffnet. Und das „Sprachportal“ wächst weiter: Inzwischen vermittelt es Pflegekräfte aus der Türkei, Albanien, China und Vietnam auch in den Kreis Gießen.

Vor neun Jahren hat es mit einzelnen Kursen in Deutsch als Fremdsprache angefangen, inzwischen ist das „Sprachportal“ in diesem Bereich einer der größten Anbieter in der Region. „Kontinuierlich besuchen parallel insgesamt mehr als 500 Flüchtlinge unsere Kurse“, sagt Jochen Eisold, Leiter der Projektentwicklung. Der Landkreis Gießen hat das „Sprachportal“ kürzlich beauftragt, Akteure in der Flüchtlingsarbeit insbesondere im Süden und im Westen des Gießener Lands zu unterstützen und stärker zu vernetzen. Die Aktivitäten des „Sprachportals“ gehen allerdings mittlerweile weit über die Organisation on Deutschkursen hinaus.

So vermittelt das Unternehmen Pflegekräfte aus der Türkei, China, Albanien und Vietnam an Seniorenheime in ganz Deutschland. „Wir haben dafür in Istanbul eine eigene Dependance gegründet“, berichtet Eisold. Der Andrang und das Interesse an dem Angebot sei vor allem in der Türkei sehr groß.

Ausländische Krankenpfleger, die in Deutschland arbeiten wollen, nehmen an Sprachkursen teil. Sie lernen in dieser Zeit auch ihre künftigen Arbeitgeber kennen und vereinbaren Arbeitsverträge. Das „Sprachportal“ hilt beim Visumsantrag, kümmert sich um die Anerkennung der im Ausland absolvierten Pflegeausbildung in Deutschland und unterrichtet die Kräfte im Kurs „Deutsch für Fachkräfte in der Pflege“. Diese werden außerdem auf die Kenntnisprüfung als abschließender Voraussetzung für die Anerkennung vorbereitet, bevor sie dann als Pfleger anfangen können. Eisold berichtet von weiteren Projekten, an denen das „Sprachportal“ arbeitet. So unterstützten Mitarbeiter Erzieherinnen der Kita „Mäuseburg“ in Lang-Göns im Rahmen einer interkulturellen Schulung. „Unter den Kindern gibt es einen hohen Anteil mit Migrationshintergrund.“

Kürzlich führte man ein Gespräch mit dem Sportcoach des Kreises, Behzad Borhan, um auszuloten, wie die Integration von Flüchtlingen in Sportvereinen unterstützt werden kann. Ab Dezember bilde man außerdem Migranten zu ehrenamtlichen Laiendolmetschern aus, die beispielsweise auf Behörden, beim Arzt oder in Schulen und Kindergärten beim Übersetzen helfen könnten, wenn Flüchtlinge dort Unterstützung benötigen.. „Ehrenamtliche Flüchtlingshelfer fragen die Laiendolmetscher an, diese sollen dann 20 Euro pro Einsatz bekommen“, sagt Eisold. Das Projekt wird durch das Programm „Wegweisende Integrationsansätze realisieren“ des hessischen Sozialministeriums gefördert.

„Wir hatten von Anfang an den Anspruch, mehr zu sein als eine Sprachschule“, sagt Eisold. Mitarbeiter seien seit Gründung des Unternehmens durch zwei Deutschlehrer 2010 bemüht, den Teilnehmern der Sprachkurse auch Hilfe im Alltag, bei der Wohnungssuche, beim Asylantrag, bei familiären Problemen oder im Umgang mit den Behörden zu bieten. Inzwischen arbeiten 25 fest angestellte Mitarbeiter und zehn Honorarkräfte für das „Sprachportal“

Im Frühjahr hat das Unternehmen mit Sitz in Gießen und Wetzlar auch Büros in Linden in der Bahnhofstraße und in Heuchelheim in der Heinestraße eröffnet. Hintergrund: Der Landkreis hat das „Sprachportal“ im April beauftragt, Akteure in der Flüchtlingsarbeit stärker zu vernetzen. Im Auftrag des Landkreises bietet das „Sprachportal“ außerdem Flüchtlingen Beratung unter anderem in den Themen Wohnen, Familie, Gesundheit und Asylrecht und bei der Suche nach Arbeit an. Außerdem unterstützt das „Sprachportal“ Ehrenamtsgruppen, die Begleitung wünschen. Alle drei Monate wird außerdem ein Newsletter veröffentlicht. Man stehe in enger Kooperation mit der Stabsstelle Flüchtlingswesen des Landkreises, sagt Eisold.

Sprachcafés für Frauen

Integrationsberatung und Bewerbertraining für Flüchtlinge auf Jobsuche bietet das „Sprachportal“ regelmäßig in Heuchelheim, Krofdorf, Großen-Buseck, Garbenteich, Hungen, Grünberg und Linden. In Wißmar ist ein fester wöchentlicher Termin zur Integrationsberatung in Planung, in Bälde soll in Laubach ein internationales Bewerbercafé entstehen.

Kürzlich hat die Organisation darüber hinaus Sprachcafés speziell für geflüchtete Frauen mit Kinderbetreuung in Großen-Buseck und in Hungen ins Leben gerufen, unterstützt vom Programm „Mitsprache – Deutsch 4U“ der Landesregierung.

Im Auftrag des Landkreises soll das „Sprachportal“ bei der Integration von Flüchtlingen helfen. Das Unternehmen vernetzt im Süden und Westen des Kreises Akteure in der Flüchtlingshilfe und will das nachbarschaftliche Zusammenleben im ländlichen Raum fördern. Die Beauftragung durch den Landkreis ist auf zwei Jahre befristet. Im gesamten Kreisgebiet bietet das „Sprachportal“ Flüchtlingen Beratung je nach Bedarf. In Heuchelheim befindet sich das Büro in der Heinestraße 4 (Tel. 0 64 41/5 66 75 50), in Linden ist es in der Bahnhofstraße 89 (Tel. 0 64 41/5 66 75 40) untergebracht. srs